Quellen zu Christian Friedrich Martin in Markneukirchen
Enrico Weller
Taufpaten von C. F. Martin (vgl. den Taufeintrag im Markneukirchner Kirchenbuch vom 01.02.1796)
1. Carl Friedrich Klemm, Bürger, Saitenmacher und Geigenhändler (er ist der Onkel der Brüder Georg und August Klemm, die 1816 nach Philadelphia gingen und für Martins Auswanderung nach Amerika eine gewisse Vorbildfunktion gehabt haben können).
2. Johann Georg Schuster, ältester Sohn des Bürgers und Rotlohgerbers Johann Georg Schuster (auf ihn und seinen Vater geht offensichtlich der Spitzname "Gerber-Hans" [Hans für Johann] zurück, der in Markneukirchen bis zu Gegenwart präsent ist, vgl. das Gerber-Hans-Haus neben dem Museum).
3. Eva Regina Kretzschmann, älteste Tochter des Schuhmacher-Meisters Michael Kretschmann.
Taufeintrag von Christian Friedrich Martin vom 01.02.1796 Taufeintrag von C. F Martin (Kirchenbuch Markneukirchen, Taufen 1796/6, S. 629)
"den 31st. Jan: früh um 2 Uhr natus, d. 1sten Febr: renatus Xstian Friedrich, Mstr. Johann George Martins, B. u. Tischlers, u. dessen Ehew. Even Reginen geb. Paulussin Söhnl: Comp: 1) H. Carl Freidrich Klem, B. Saitenmacher u. Ggh. 2) Johann George, Mstr. Johann George Schusters, B. u. Rothlohgerbers ältester Sohn. 3) Eva Regina, Mstr. Michael Krezschmanns, B. u. Schuhmachers älteste Tochter."
Eine weitere Quelle zu den Martin-Gitarrenbauern aus der Zeit um 1800 ist das Hausbesitzerverzeichnis von 1812. Darin wird der Vater von C. F. Martin unter der Nr. 223 als "Martin, Melchetischler, Pianofortebauer" genannt. Wegen des Stadtbrandes von 1840 ist dieses Anwesen nicht mehr erhalten, man kann aber aufgrund der Zeichnung des Wohnhauses von Crasselt vermuten, dass es sich im Bereich des Roten Marktes in Nähe zum Schwarzbach oder zum Mühlgraben befunden hat. Die Chronik von Crasselt nennt übrigens im Subscribenten-Verzeichnis (S. VIII) ebenfalls einen "Martin, Pianofortebauer allh.".
Wohnhaus von Christian Friedrich Martin in Markneukirchen (1833) Friedrich August Crasselt: Zeichnung von Christian Friedrich Martins Wohnhaus in Markneukirchen

"O freundlicher Wink aus meinem Vaterland! Du theures Haus, wo Elternliebe sich um mich wand. Du Haus, wo ich im stillen beglückenden Frieden mit Gattin und Kindern, die Gott mir beschieden, des glücklichsten Lebens goldene Tage verbrachte, wo des stillen Glückes Sonne uns lachte. Du bist’s! Im treuen Bilde stehst du vor meinen Blicken. Das öftere Anschaun soll stets mich beglücken.

Am 27 Aug. 1833 – am Tage Ihres Wegganges – gezeichnet, u. Herrn Martin u. Familie zur Erinnerung gewidmet von F. A. Crasselt."

Der Markneukirchner Diakon Friedrich August Crasselt legt 1821 die erste Chronik des Ortes vor. Crasselt war als Schulrektor zugleich Kantor, die Trennung der Ämter erfolgte 1828.
Die Darstellung der Kontroverse der Geigenmacher-Innung mit den Tischlern in der Festschrift der Geigenmacher-Innung vom Jahre 1927 (S. 43) sei hier unkommentiert zitiert: "Die Tischler wandten dagegen ein, daß den Geigenmachern kein Verbietungsrecht für den Gitarrenbau zustehe und daß die ‚Erfindung der Guitarren’ ‚vor ungefähr 30 bis 35 Jahren [also ca. 1800] durch Reisende hierher gebracht und durch den Tischler Georg Martin vervollkommnet’ worden sei, und brachten ein Zeugnis des Händlers Christ. Wilh. Schuster bei, dass Chr. Friedrich Martin, der ‚mehrere Jahre lang als Werkmeister in der Fabrik des berühmten Violin- und Gitarren-Fabrikanten Joh. Georg Staufer in Wien angestellt gewesen’, Gitarren verfertigte, ‚welche in Betracht der Güte und Schönheit nichts mehr zu wünschen übrig und den Verfertiger als einen vorzüglichen Künstler erkennen’ ließen."
Speditionsbuch der Handelsfirma Merz 1935 Interessante Informationen enthält das "Speditionsbuch 1828", das Kopierbuch und Instrumentenhandels-Notizbuch der Firma F. T. Merz (Markneukirchen 1827-1844, Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen I 25). Zwischen 1834 und 1840 belieferte Friedrich Traugott Merz sieben Firmen, davon sechs in den USA (vier in New York, je eine in Philadelphia und Macon). Diese Handelsfirmen waren z. T. von ausgewanderten Vogtländern gegründet worden, z. B. Heinrich Schatz oder Christian Friedrich Martin. Zunächst hatte Schatz eine eigene Firma, arbeitet dann 1835 und 1836 mit Martin zusammen, bevor Martin dann wiederum einzeln bzw. mit einem neuen Partner (C. Bruno) weiterarbeitete.
Das Verhältnis zwischen Merz als dem vogtländischen Verleger und Martin, dem US-amerikanischen Großkunden, war nicht frei von Widersprüchen. Dies belegt ein Geschäftsbrief vom 27.03.1838 (S. 82 r.):
"Ihnen zu schildern, welch kummervolles Jahr das verflossene für mich, namentlich wegen Ihnen war, habe ich woh[l] nicht nöthig. Sie werden sich selbst die Größe meiner Sorgen denken können, wenn Sie die Verhältnisse in denen ich mit Ihnen stehe und die schrecklichen Zeiten die wir eben verlebten berücksichtigen. Möge ein solches Jahr nie wieder kommen. Sie fragen mich, ob ich Ihre Aufträge ferner besorgen will. Sehr gern bin ich dazu erbötig, nur trachten Sie dahin, mich eben so pünktlich mit Zahlung zu unterstützen, als es mein angelegen[t]liches Besteben ist, Sie immer prom[p]t mit den besten u. billigsten Waaren zu bedienen."
Demnach waren die langen Zahlungsfristen (oder - einfacher gesagt – die schlechte Zahlungsmoral) seines Kunden ein großes Problem für Merz, wenngleich er weiterhin an den umfangreichen Aufträgen aus der "Neuen Welt" interessiert war.
Die Auswertung einzelner Lieferungen an Martin bzw. Martin & Schatz gibt einen aufschlussreichen Einblick in den damaligen Instrumentenhandel. Es finden sich alle seinerzeit üblichen Streich-, Zupf-, Holz- und Metallblasinstrumente, des Weiteren auch Saiten, Zubehör (Mundstücke, Violin-Stege etc.) und sogar Noten (z. B. die 5. u. 6. Sinfonie Beethovens). Im Gegenzug sandte Martin an Merz Fernambuk-Holz und Furniere, diese sollte er an die Markneukirchner Instrumentenmacher weiterverkaufen.
Im Hinblick auf den von Martin selbst betriebenen Gitarrenbau ist festzustellen, dass er auch einige Instrumente vogtländischer Werkstätten bezog, die möglicherweise bis 1833 zu ihm in besonderer Verbindung standen. Genannt sind die Gitarrenbauer Lederer, Ficker, G. Gütter und Voigt.  Auch die Saiten und das Zubehör zu seiner eigenen Gitarrenfertigung ließ er sich zunächst über Markneukirchen schicken, z. B. am 06.05.1836:
"2 Dutzend sichtbare Guitarenschrauben mit Elfenbein-Griffen und Zapfen"
"2 Dutzend Guitarren-Wirbel, Elfenbein mit Goldfisch"
"2 Dutzend Guitarren-Wirbel, Elfenbein mit Perlen"
Als Lieferanten für die "Guitarrenmaschinen" sind bei Merz Carl Dümert (Duimert) in Wien und Gottf. Albrecht in Plauen verzeichnet.
Gerade aus der Auswertung des Merzschen Lieferbuches wird deutlich, dass mit Martins Weggang aus Markneukirchen keinesfalls nur offene Wunden bestanden. Vielmehr blieb eine aktive geschäftliche Verbindung erhalten, die für alle Beteiligten nicht von Nachteil bleiben sollte. Denn sonst würde unser Kolloquium zu Christian Friedrich Martin nicht in einer repräsentativen Villa stattfinden, welche ausgerechnet einem Enkelsohn des Friedrich Traugott Merz gehörte, welcher in den 1830er Jahren mit Martin einen regen Handel betrieb.
Acta / Die Geigenmacher Innung / Neukirchen / Sa. Über den Streit zwischen Geigenmacherinnung und ansässigen Tischlern und Tischlergesellen über das Privileg, Gitarren bauen zu dürfen, existieren Gerichtsakten, die das Ausmaß des Streites, die jeweils vorgebrachten Argumente und die amtlichen Entscheide dokumentieren. In den Akten tauchen die Namen der Tischler auf, die Gitarren bauten: Carl Friedrich Jacob, Carl Gottlob Wild, Johann Georg Martin, August Paulus, Heinrich Anton Schatz, Seifert (in "Wohlhaußen gebürtig und ein Bauersohn") sowie "noch sieben andere Meister der hiesigen Tischler Innung". Christian Friedrich Martin findet keine Erwähnung, jedoch mehrfach sein Vater Johann Georg Martin.
Christian Friedrich Martin  - Familien-Stammbaum Stammbaum der Familie Martin; aufgestellt von Andrea Harnisch (Forschungsstand August 2005)
Die Vorfahren von Christian Friedrich Martin väterlicherseits:
Johann Georg Martin (1765-1832): "Bürger, Instrumentenmacher und Vormeister der Tischler"; Johann Adam Martin (1744-1808): "Acciseinnehmer und Gerichtsbeisitzer"; Johann Adam Martin (1709-1788): "Vormeister des Schneiderhandwerks"
Acta / Die Geigenmacher Innung / Neukirchen / Sa. / Landes-Direction. I. Sect. 2.Abtheilung. / 1833 [geändert in:"1832"]; Dresden Sächs. Landeshauptarchiv / Kreishauptmannschaft Zwickau / Nr. 3290
"Speditionsbuch 1828"; Kopierbuch und Instrumentenhandels-Notizbuch der Firma F. T. Merz, Markneukirchen 1827-1844, Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen, I 25
Stammbaum der Familie Martin; aufgestellt von Andrea Harnisch (Forschungsstand August 2005)
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© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 2006