Quellen zu Christian Friedrich Martin in Markneukirchen | ||||||
Enrico Weller | ||||||
Taufpaten von C. F. Martin (vgl. den Taufeintrag im Markneukirchner Kirchenbuch vom 01.02.1796) | ||||||
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Eine weitere Quelle zu den Martin-Gitarrenbauern aus der Zeit um 1800 ist das Hausbesitzerverzeichnis von 1812. Darin wird der Vater von C. F. Martin unter der Nr. 223 als "Martin, Melchetischler, Pianofortebauer" genannt. Wegen des Stadtbrandes von 1840 ist dieses Anwesen nicht mehr erhalten, man kann aber aufgrund der Zeichnung des Wohnhauses von Crasselt vermuten, dass es sich im Bereich des Roten Marktes in Nähe zum Schwarzbach oder zum Mühlgraben befunden hat. Die Chronik von Crasselt nennt übrigens im Subscribenten-Verzeichnis (S. VIII) ebenfalls einen "Martin, Pianofortebauer allh.". | ||||||
Die Darstellung der Kontroverse der Geigenmacher-Innung mit den Tischlern in der Festschrift der Geigenmacher-Innung vom Jahre 1927 (S. 43) sei hier unkommentiert zitiert: "Die Tischler wandten dagegen ein, daß den Geigenmachern kein Verbietungsrecht für den Gitarrenbau zustehe und daß die ‚Erfindung der Guitarren’ ‚vor ungefähr 30 bis 35 Jahren [also ca. 1800] durch Reisende hierher gebracht und durch den Tischler Georg Martin vervollkommnet’ worden sei, und brachten ein Zeugnis des Händlers Christ. Wilh. Schuster bei, dass Chr. Friedrich Martin, der ‚mehrere Jahre lang als Werkmeister in der Fabrik des berühmten Violin- und Gitarren-Fabrikanten Joh. Georg Staufer in Wien angestellt gewesen’, Gitarren verfertigte, ‚welche in Betracht der Güte und Schönheit nichts mehr zu wünschen übrig und den Verfertiger als einen vorzüglichen Künstler erkennen’ ließen." | ||||||
Das Verhältnis zwischen Merz als dem vogtländischen Verleger und Martin, dem US-amerikanischen Großkunden, war nicht frei von Widersprüchen. Dies belegt ein Geschäftsbrief vom 27.03.1838 (S. 82 r.): | ||||||
"Ihnen zu schildern, welch kummervolles Jahr das verflossene für mich, namentlich wegen Ihnen war, habe ich woh[l] nicht nöthig. Sie werden sich selbst die Größe meiner Sorgen denken können, wenn Sie die Verhältnisse in denen ich mit Ihnen stehe und die schrecklichen Zeiten die wir eben verlebten berücksichtigen. Möge ein solches Jahr nie wieder kommen. Sie fragen mich, ob ich Ihre Aufträge ferner besorgen will. Sehr gern bin ich dazu erbötig, nur trachten Sie dahin, mich eben so pünktlich mit Zahlung zu unterstützen, als es mein angelegen[t]liches Besteben ist, Sie immer prom[p]t mit den besten u. billigsten Waaren zu bedienen." | ||||||
Demnach waren die langen Zahlungsfristen (oder - einfacher gesagt – die schlechte Zahlungsmoral) seines Kunden ein großes Problem für Merz, wenngleich er weiterhin an den umfangreichen Aufträgen aus der "Neuen Welt" interessiert war. | ||||||
Die Auswertung einzelner Lieferungen an Martin bzw. Martin & Schatz gibt einen aufschlussreichen Einblick in den damaligen Instrumentenhandel. Es finden sich alle seinerzeit üblichen Streich-, Zupf-, Holz- und Metallblasinstrumente, des Weiteren auch Saiten, Zubehör (Mundstücke, Violin-Stege etc.) und sogar Noten (z. B. die 5. u. 6. Sinfonie Beethovens). Im Gegenzug sandte Martin an Merz Fernambuk-Holz und Furniere, diese sollte er an die Markneukirchner Instrumentenmacher weiterverkaufen. | ||||||
Im Hinblick auf den von Martin selbst
betriebenen Gitarrenbau ist festzustellen, dass er auch einige
Instrumente vogtländischer Werkstätten bezog, die möglicherweise bis
1833 zu ihm in besonderer Verbindung standen. Genannt sind die
Gitarrenbauer Lederer, Ficker, G. Gütter und Voigt. Auch die Saiten und
das Zubehör zu seiner eigenen Gitarrenfertigung ließ er sich zunächst
über Markneukirchen schicken, z. B. am 06.05.1836: "2 Dutzend sichtbare Guitarenschrauben mit Elfenbein-Griffen und Zapfen" "2 Dutzend Guitarren-Wirbel, Elfenbein mit Goldfisch" "2 Dutzend Guitarren-Wirbel, Elfenbein mit Perlen" Als Lieferanten für die "Guitarrenmaschinen" sind bei Merz Carl Dümert (Duimert) in Wien und Gottf. Albrecht in Plauen verzeichnet. |
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Gerade aus der Auswertung des Merzschen Lieferbuches wird deutlich, dass mit Martins Weggang aus Markneukirchen keinesfalls nur offene Wunden bestanden. Vielmehr blieb eine aktive geschäftliche Verbindung erhalten, die für alle Beteiligten nicht von Nachteil bleiben sollte. Denn sonst würde unser Kolloquium zu Christian Friedrich Martin nicht in einer repräsentativen Villa stattfinden, welche ausgerechnet einem Enkelsohn des Friedrich Traugott Merz gehörte, welcher in den 1830er Jahren mit Martin einen regen Handel betrieb. | ||||||
Inhalt | C. F. Martin (bis 1833) | Thüringisch-sächsische Gitarren | Bibliographie | ||||||
© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 2006 |