Das Rechnungsbuch des Markneukirchener Instrumentenmachers Johann Friedrich Voigt (1756-1826) |
Johannes Reichel |
Das die Jahre 1816 bis 1828 umfassende
Rechnungsbuch des Instrumentenmachers Johann Friedrich Voigt (1756-1826)
und seines Sohnes ermöglicht, Näheres über die Gitarrenherstellung in
einer damaligen Markneukirchener Werkstätte darzulegen. Die
Kirchenbücher jener Jahre unterschieden Geigen-, Gitarren- und
Instrumentenmacher, wobei letztere als Hersteller von Streich- und
Zupfinstrumenten galten. |
Aller Wahrscheinlichkeit nach führte
Voigt in getrennten Büchern den Nachweis über seine Lieferungen von
Geigen und Gitarren. Erwähnt sind in dem vorliegenden nur Gitarren, doch
lassen einige Aufzeichnungen die Fertigung von Geigen erkennen, so die
Beschaffung von Geigenholz in Schönbach zum Preise von 9 preußischen
Talern. Setzen wir dazu eine andere Buchung über den Verkauf von
Geigenböden zu 4 bzw. 5 Groschen in Beziehung, so hätte der Einkauf für
9 Taler und 50 Geigenböden ergeben. Auch der Einkauf von Quinten (1
Stock = 30 Stck. zu 20 Gr.) weist auf den Geigenbau hin. Die geringen
Stückzahlen der 1816 und in den nächstfolgenden Jahren gefertigten
Gitarren lassen ebenfalls auf gleichzeitigen Streichinstrumentenbau
schließen. Bis 1823 schwankt die Zahl der jährlich gefertigten Gitarren
sehr (1816 sind es rund 60 Stück), steigt aber dann bis auf 157 Stück im
Jahre 1826. Bereits 1816 baut Voigt Gitarren in fünferlei Ausführung zum
Priese von 2, 21/2, 3, 6 Talern und 6 Talern 12 Groschen. Die zu zwei
Talern werden als "ortinere" oder "ganz ortinere" gebucht. Die
gängigsten scheinen zunächst die zu 3 Talern gewesen zu sein, sie wurden
schon im Dutzend geliefert. 1817/18 gesellen sich zu den genannten
Sorten noch weitere zu 3 Talern 12 Groschen und 4 Talern. Später treten
noch Instrumente auf zu 3 Tlr. 8 Gr. , 3 Tlr. 20 Gr., 4 Tlr. 6 Grr und 5
Tlr. 13 Gr. Das Sortiment umfasst bereits 1820 zwölf Gitarren
verschiedener Preislage. Leider erwähnen die Aufzeichnungen nicht, worin
die Preisunterschiede hinsichtlich Material und Ausstattung begründet
sind. Nur an einer Stelle lesen wir: "3 Stck. Gütarrn mit Perlmutter
außenrum, das Stck zu 6 Tlr" und "3 Stck, das Loch mit Perlmutter, das
Stck 4 Tlr", also Gitarren mit Rand- bzw. Schallocheinlage aus
Perlmutter. |
Bis 1820 scheinen von Voigt nur Gitarren
mit hinterständigen Wirbeln gebaut worden zu sein, die der mehrfach
erwähnte Preis-Courant der Firma I. Kaempffens Söhne "Zapfen" nennt. Ab
1821 treten laufend solche mit "Schrauben" also mit Mechaniken auf. Die
Mechanik wurde mit 6 Gr. berechnet. |
Über Hersteller und Herstellungsort der
Mechaniken ist freilich auch nichts festzustellen. Zuweilen ist
vermerkt, der Kunde habe die Mechanik beigebracht. Einmal werden
Gitarren mit "verdeckten Schrauben" zum Preis von 3 Tlr. 16 Gr. erwähnt. |
Gitarren abweichender Stimmung erwähnt
unser Rechnungsbuch ausdrücklich. Von Zeit zu Zeit sind Terzgitarren (G
- c - f - b - d' - g') aufgeführt. Außerdem treten 1826 plötzlich eine
dreizehnsaitige und vierzehnsaitige Gitarre auf. |
Stellen wir die Frage nach den Händlern,
die Voigts Instrumente kauften, so ist der Hauptabnehmer der reiche
"Berg-Schuster" oder Michael Schuster, der am oberen Teil der
Eger-Straße ansehnlichen Besitz hatte. Ihm folgten Herold/Klingenthal,
Israel Kaempffens Söhne/Markneukirchen, August Klemm/Markneukirchen und
noch Abnehmer kleinerer Posten. |
Nach unserem Rechnungsbuch erhielt Voigt
seine Instrumente vorwiegend in "Preisischem Geld" bezahlt, in
Preußischen Talern zu 24 Gr., in Acht- und Viergroschenstücken (der
Groschen zu 12 Pfennig). Mitunter wird bei Bezahlung in solcher Münze
von "gutem Geld" gesprochen. Daneben finden wir Bezahlung in Goldmünzen,
mit Louis d'or zu 5 Tlr. 18 Gr. und 6 Tlr., mit Doppel=Louis d'or zu 11
Tlr. 12 Gr. und 12 Tlr. Zu ihnen gesellen sich Dukaten zu 3 Tlr. 6 Gr.
und Doppeldukaten und der Karolin, eine süddeutsche Goldmünze, im Wert
von 6 Tlr. 8 Gr. Süddeutscher Herkunft war auch der silberne Kronentaler
zu 1 Tlr. 13 Gr. An österreichischer Münze treten auf: der Speziestaler
zu 1 Tlr. 9 Gr. und das 20-Kreuzerstück zu rund 6 Gr. (Die
Wertvergleiche sind immer auf den preußischen Taler bezogen.) |
Literatur |
Reichel, Johannes: Zur Geschichte des Gitarrenbaus in
Markneukirchen. In: Kulturbote für den Musikwinkel XII (1965), H. 3, 9-13 |
Inhalt |
Gitarren-Übersicht |
Bibliographie |
© STUDIA INSRUMENTORUM MUSICAE 2007 |