Mechanische Zither "Chordephon" |
Andreas Michel |
Am Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Produktion von Musikautomaten eine riesigen Aufschwung. Auch in
Verbindung mit Zithern wurden die mitunter sehr aufwendigen technische Verfahren zur Klangerzeugung genutzt. Im
wesentlichen kamen dabei zwei Prinzipien zur Anwendung: Die Verwendung von a) Lochbändern und b) Lochplatten als
Informationsträger. |
Die Lochband-Zithern (Markennamen: "Arpanetta"; "Triola"; "Mandolinen-Zither") bestanden aus griffbrettlosen
Zithern, denen ähnlich wie bei Manualzithern eine Mechanik zur Saitenerregung aufgesetzt wurde. Durch diesen
Aufsatz wurde ein Lochband gezogen, mit dessen Hilfe der Saitenanschlag gesteuert wurde (Patent Nr. 326 832;
1919; Paul Riessner: mechanische Spielvorrichtung für eine griffbrettlose Zither mit einem Lochband als
Informationsträger). |
Das Chordephon ist eine mechanische Zither, bei der die Saitenerregung mit einer Lochscheibe gesteuert wird
(Lochplatten-Zither). Der führende Hersteller auf dem Gebiet der Lochplatten-Zithern war die Firma Claus & Co.
in Leipzig. Unter der Markenbezeichnung "Chordephon" wurden zwischen 1893 und etwa 1910 diese mechanischen
Zithern in hoher Stückzahl gefertigt. Es gab Chordephone für Lochplatten mit 30, 44 und 60 Lochreihen, wobei
jeder Reihe eine Saite entsprach. Die metallischen Lochplatten weisen am Rand eine grobe Verzahnung für das
Antriebszahnrad auf. |
Die Tonerzeugung erfolgt durch plötzliches Entspannen einer zuvor langsam niedergedrückten Saite. Der auf
der Lochplatte befindliche nach unten gerichtete Nocken versetzt eine Sternrad langsam in Bewegung. Eine Zahn
des Sternrades drückt eine über den Saiten liegende Feder langsam nieder und versetzt so die Saite in Spannung.
Durch das plötzliche Nachlassen des Druckes bei der Weiterdrehung des Rades wird die Feder losgelassen und
folglich die Saite abrupt entspannt. |
Die Lochplatten aus Metall wurden 1887 von Paul Lochmann erfunden. Da sie weit billiger herzustellen waren
als die bis dahin üblichen Stiftwalzen, lösten sie eine massenhafte Produktion von mechanischen Musikwerken aus. |
Inhalt | Zithern Übersicht
| Bibliographie | 3273 |
© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 1998 |