Doppelzithern
Andreas Michel
Durch diatonische Bundanordnungen und Quint-/Oktavstimmungen sind die musikalischen Möglichkeiten der Scheitholte und Kratzzithern zwangsläufig eingeschränkt. Um diesen Nachteil etwas zu mildern, baute man Zithern mit zwei oder drei unterschiedlich mensurierten Griffbrettern auf einem gemeinsamen Korpus. Die etwa im Quart- oder Quintabstand voneinander gestimmten Teile erlaubten so den Wechsel in eine andere Lage. Ob mit ihnen auch während eines Stückes der Wechsel in die Dominante erfolgte, muß Hypothese bleiben. Jedenfalls wäre es in der sich vom Bordunklang verabschiedenden Volksmusik des ausgehenden 18. Jahrhunderts nicht auszuschließen.
Doppelzither, Tirol, um 1820 Doppelzither, Tirol, vor 1800 Doppelzither, wohl Franz Kren, München um 1840 Doppelzithern

Inv.-Nr. 473: Signatur "CC", Tirol, um 1820;
Inv.-Nr. 474: Unsigniert, Tirol, vor 1800;
Inv.-Nr. 475: Unsigniert (wohl Franz Kren, München um 1840);
Inv.-Nr. 476: Unsigniert, deutsch, 2. Hälfte 19. Jh. (Kriegsverlust)
Inv.-Nr. 473 Inv.-Nr. 474 Inv.-Nr. 475
Für die Weiterentwicklung der musikalischen Möglichkeiten waren Doppelzithern ein Zwischenschritt, der allerdings in die falsche Richtung, in eine Sackgasse führte. Dem aufwendigen Bau entsprach der erreichte Nutzen in keiner Weise. Allerdings konnte die Gestalt eine gewisse Aufmerksamkeit und Attraktivität erheischen.
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© STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE 2000